Präsident des Zentralverbandes des Handwerks zu Gast beim Empfang des Lübecker Handwerks zum Jahresbeginn
ZDH-Präsident Jörg Dittrich war am 16. Februar 2024 der Gastredner des Neujahrsempfangs der Kreishandwerkerschaft Lübeck. Titel des Vortrags: „Handwerkspolitik in herausfordernden Zeiten – worauf kommt es an, was ist zu tun?“ Insgesamt 150 Gäste aus Handwerk, Wirtschaft und Politik hatten sich zum dem Empfang mit traditionellem Grünkohlessen im großen Saal der Handwerkskammer Lübeck eingefunden.
Nach der Begrüßung durch Kreishandwerksmeister Carsten Groth, der in seiner Ansprache auf die schwierige wirtschaftliche Stimmung im Bauhandwerk und im Bauausbauhandwerk hinwies, sprach dann der Lübecker Stadtpräsident Hennig Schumann. Er verwies darauf, dass die Stadt in 2024 rund 100 Millionen Euro allein für Baumaßnahmen in der Stadt aufwenden wird. Das sei ein wichtiger Beitrag zur Unterstützung der Handwerksbetriebe und ihrer Mitarbeiter, die ja alle auch Steuerzahler sind. Die Stadt braucht die ansässigen qualifizierten Handwerksbetriebe, eben die Wirtschaftsmacht von nebenan, um auch in Zukunft bestehen zu können.
Der Präsident der Handwerkskammer Lübeck, Ralf Stamer, verwies in seinen Grußworten auf den Fachkräftemangel und die Gleichsetzung der handwerklichen Meisterausbildung mit einem Universitätsstudium. Diese Rahmenbedingungen müssen auch in Zukunft stimmen, sonst wird das Handwerk keinen Nachwuchs bekommen. Außerdem forderte er endlich verlässliche Rahmenbedingungen durch die Politik in Berlin. Der Dauerstreik in großen Teilen der Wirtschaft lähmt das ganze Land und trägt zu Demokratieverdrossenheit bei. Davon profitieren dann wieder der linke und der rechte Rand des Parteienspektrums. Auch die EU-Bürokratie wurde von ihm angeprangert. Es sollte zukünftig nicht so viele Verordnungen und Gesetzte geben. Diese sind Gift für die Betriebe. Auch die Unterstützung der Umsetzung des Trave Campus in Lübeck durch die zugesagten Landesmittel wurde erneut von ihm angemahnt.
ZDH-Präsident Dittrich, von Haus aus Dachdeckermeister aus Dresden, forderte ebenfalls von der Bundespolitik, sich jetzt endlich um die Umsetzung der Regierungsbeschlüsse zu kümmern.
Vieles aus dem Koalitionsprogramm sei in der Umsetzung eben nur schlecht gemachtes Stückwerk. Mehr als eine Millionen Handwerksbetriebe haben da andere Erwartungen aus dem angekündigten Regierungshandeln gehabt. Das zeigt im Übrigen auch ein Brandbrief der vier großen Wirtschaftsverbände an den Bundeskanzler. Die derzeitigen Rahmenbedingungen in Deutschland sind einfach schlecht und werden sich in nächster Zeit auch nicht ändern. Die deutsche Wirtschaft hat besseres politisches Handeln verdient.
Es geht um die Verlässlichkeit der Politik in unserer Demokratie. Diese muss wieder hergestellt werden. Eine Zersplitterung der Parteienlandschaft, die jetzt leider erkennbar ist, hilft niemanden. Sie erinnert nur an die Weimarer Verhältnisse.
Das angekündigte Wachstum von vermutlich 0,2 % ist für ein Industrieland wie Deutschland auf jeden Fall zu wenig. Damit übernehmen wir im Bereich Wirtschaftsleistung bzw. Bruttoinlandsprodukt die rote Laterne in Europa. Bürokratieabbau und Wegfall der Überregulierung wäre der erste Schritt, um Investitionshindernisse in den Betrieben zu beseitigen.
Wenn die Regierung und der Staat jetzt ganz schnell ihre Hausaufgaben machen, dann werde nach den Worten von Dittrich auch der Wohnungsbau wieder anspringen. Zum Schluss forderte er dazu auf, im Dialog miteinander Wege aus der bestehen Krise zu finden.